Ton und Lehm Lagerstätten die Quelle für Ziegel und Ziegelsteine

Das Ziegelbrennen hat besonders im natursteinarmen Norden Niedersachsens eine lange Tradition. Anfangs erfolgte das Brennen in Meilern oder Feldbrandöfen, die hier überwiegend mit Schwarztorf als Brennmaterial betrieben wurden. Die weitere Entwicklung erfolgte über Kammer und Zickzacköfen, die dann um 1870 durch den von Baurat Hofmann erfundenen Ringofen abgelöst wurden. Der dazu genutzte Rohstoff war vielfältig entsprechenden in Niedersachsen vorkommenden Lagerstätten:

Marschenklei und Auelehm

(Quartär, Holozän)

Die schwach verfestigten, stark wasserhaltigen Ablagerungen sind vor allem im Küstenbereich zwischen Ems und Elbe sowie am Mittel und Unterlauf der Weser verbreitet. Da der Kalkgehalt zum Liegenden stark zunimmt, sind selten mehr als 2 m nutzbar. Hervorzuheben ist der sehr geringe Schwefelgehalt, da durch die wiederholte Umlagerung der Pyrit in Eisenoxid umgewandelt wurde. Dieses ist auch, neben dem geringen Kalkgehalt, die Ursache fräftig rote Brennfarbe. Die früher sehr viel häufiger verwendeten Rohstoffe dienen sieben Werken zur Herstellung von Vormauersteinen und Dachziegeln.

Beckenschluff

(Quartär, Pleistozän)

Die drenthezeitlichen schluffigtonigen Ablagerungen werden nur noch im Raum Winsen/Luhe abgebaut und zu Vormauersteinen verziegelt. Die Gesamtmächtigkeit beträgt mehr als 5 m. Verwendung finden aber nur die oberen entkalkten Partien (ca. 2 m). Die Lagerstätte hat nur eine geringe Ausdehnung und ist durch Einwirkungen während der Vereisung intensiv verschuppt und verfaltet worden.

Geschiebelehm

(Quartär, Pleistozän)

Wegen seiner stark wechselnden Korngrößenverteilung, dem schwankenden Kalkgehalt und dem veränderlichen Mineralbestand wird Geschiebelehm heute kaum noch verwendet. Vor dem 2. Weltkrieg benutzten noch mehr als 30 Werke diesen Rohstoff. Derzeit wird er nur noch von wenigen Ziegeleien als Mischkomponente verwendet.

Lauenburger Ton

(Quartär, Pleistozän)

Bei den besonders im nordwestlichen Niedersachsen verbreiteten, elsterzeitlichen Beckenund Rinnenablagerungen gibt es große Unterschiede zwischen der Verwitterungsschicht und dem unverwitterten Material. Der gelbe, rostfleckige Verwitterungston ist kalkfrei, frei von organischem Material und enthält keinen Pyrit mehr. Er stellt das Ausgangsmaterial für die bekannten ostfriesischen und Bockhorner Klinker dar. Die Verwitterungsschicht ist selten mächtiger als 2 m. Wegen des damit verbundenen großen Flächenverbrauchs zeichnen sich bereits Enghaupts ächlich Klinker produziert. Der unverwitterte Lauenburger Ton weist stark schwankende Mächtigkeiten auf, die max. mehr als 50 m erreichen. Als Störstoffe treten Pflanzenreste und Bruchstücke von Braunkohle auf. Außerdem ist er durch relativ hohe Schwefel und Kalkgehalte gekennzeichnet. Er dient als Rohstoff für die Herstellung von Hintermauersteinen und als Mischkomponente für die Produktion von Verblendern und Vormauersteinen.

Glimmerton

(Tertiär, Miozän)

Im nordöstlichen Niedersachsen tritt Glimmerton lokal als Erosionsrest in Randsenken in der Nähe von Salzstöcken auf. Abgebaut wird er derzeit nur noch bei Sittensen, wo er zur Herstellung von Hintermauersteinen dient. Darüber hinaus wird er als Dichtungsmaterial für Deponien verwendet. In die maximal 40 m mächtige Abfolge können kalkhaltige Geoden eingeschaltet sein. Die Gehalte an Schwefel und organischer Substanz sind relativ hoch.

Septarienton

(Tertiär, Oligozän)

Die glaukonithaltigen, marinen Tone sind graugrün bis dunkelgrau gefärbt und enthalten Toneisenstein und Kalkkonkretionen (Septarien). Der teilweise hohe Glaukonitgehalt bewirkt eine dunkelrote Brennfarbe. Die Tone werden bei Vechta und in der Grafschaft Bentheim zu Vormauersteinen verarbeitet.

LondonTon

(Tertiär, Eozän)

Die auf einer Salzstruktur anstehenden Tone treten im Bereich Lamstedt-Hemmor an die Oberfläche. Die Vorkommen sind durch Einwirkungen während der Vereisung stark über formt worden und weisen einen komplizierten tektonischen Aufbau auf. Der Tonanteil (< 2 m) ist mit ca. 70 M% extrem hoch. Der sehr plastische und montmorillonitreiche Rohstoff wird bei Lamstedt abgebaut und dient zur Herstellung von Blähton.

UnterkreideTone

(Hauterive und Valangin)

Bis zum 2. Weltkrieg wurden Tonsteine der Unterkreide von mehr als 50 Ziegeleien verwendet. Heute wird der Rohstoff nur noch von einem Werk bei Hannover unter Zusatz von Porosierungsmitteln zur Herstellung von Hintermauersteinen eingesetzt (Hauterive). Die Verwitterungsschicht von Tonsteinen des Valangin dient einem Werk bei Schüttorf als Zuschlagkomponente für die Produktion von Pflasterklinkern und Fußbodenplatten.

Tonsteine der Bückeberg Formation

(Unterkreide, Wealden)

Die Ton und Schluffsteine des Wealden sind die einzigen gelb brennenden Ziegelrohstoffe Niedersachsens. Lateral schwanken die Tongehalte sehr stark. Sie sind im niedersächsischen Bergland weit verbreitet, werden aber nur noch im Hils und Osterwald abgebaut. Neben Vormauersteinen dienen sie zur Herstellung von Fassadenplatten und Rohren zur Innenauskleidung von Schornsteinen.

Tonsteine des Oberen Jura

(Malm)

Derzeitiger Abbauschwerpunkt ist der südliche Teil des Gehn bei Osnabrück. Hier wird die 4-7 m mächtige entkalkte Verwitterungsschicht abgebaut, die von zwei Ziegeleien zu Vormauersteinen und Pflasterklinkern verarbeitet wird. Im nördlichen Teil des Gehn, direkt im Hangenden des dort anstehenden Quarzit, wurden bis zu 15 m mächtige Tonsteine abgelagert, die ebenfalls hervorragend für die Klinkerherstellung geeignet sind. Mit dem Abbau soll hier in Kürze begonnen werden.

Tonsteine des Mittleren Jura

(Dogger)

Diese marinen Ablagerungen treten am Südhang des Wiehengebirges in weiter Verbreitung >an die Oberfläche. Sie wurden bereits früher von zahlreichen Ziegeleien wegen ihrer kräftig roten Brennfarbe genutzt. Heute dienen sie im Raum von Osnabrück noch drei großen Werken zur Herstellung von Klinkern und Pflasterklinkern.

Tonsteine des Unteren Jura

(Lias)

Wegen der stark schwankenden mineralogischen Zusammensetzung und des stark wechselnden Karbonatgehaltes wird dieser Rohstoff im Gegensatz zu früher nur noch von einer Ziegelei in Südniedersachsen zur Herstellung von Hintermauersteinen verwendet.

KeuperTonstein

(Obere Trias)

In der Vergangenheit waren die mergeligen Tonsteine des Unteren und Mittleren Keuper die Rohstoffbasis zahlreicher Ziegeleien, die Hintermauersteine herstellten. Der stark wechselnde Chemismus und die teilweise sehr hohen Dolomitgehalte führten dazu, dass die steigenden Qualitätsanforderungen an die Produkte nicht mehr erfüllt werden konnten. Heute verwendet nur noch ein Werk bei Friedland Tonsteine der sogenannten roten Wand (Mittlerer Keuper) als Hauptkomponente für die Herstellung von Hintermauersteinen. Zwei weitere Werke bei Bockenem und Schöningen wurden erst in den letzten Jahren stillgelegt, was wahrscheinlich auch auf Probleme mit dem Rohstoff zurückzuführen ist.

Ton und Schluffsteine des Buntsandstein

(Untere Trias)

Abgebaut werden Schluffsteine und Tonsteine, die relativ hohe Schluff und Feinsandanteile enthalten. Kennzeichnend ist die rote Farbe der Sedimente und der relativ geringe Gehalt an Al 2 O 3. Sie werden meist mit Tonsteinen des Jura aus dem Wiehengebirge und aus Tecklenburg verschnitten und in großem Stil zur Herstellung von Dachziegeln verwendet. Ziegeleien, die diesen Rohstoff verwenden, liegen im Raum Osnabrück sowie in Südniedersachsen bei Duderstadt und Bilshausen.

(Auszug aus dem Rohstoffsicherungsbericht 2000 des Niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung)


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